Welche Content Management Systeme nutze ich aktuell?

Seit zwölf Jahren arbeite ich an der Erstellung von Webseiten. Anfangs primär statisch, mittlerweile stehen in der Regel Softwaresysteme dahinter. Zeit für eine aktuelle Bestandsaufnahme von Erfahrungen und aktuellen Entwicklungen.

Content Management Systeme

Die beiden von mir bevorzugten CMS-Systeme sind Joomla und WordPress. Dabei galt immer die Faustregel: Joomla für größere Projekte, WordPress für kleinere. Mancher glaubt immer noch, dass WordPress ein reines Blogsystem ist, was sich aber längst geändert hat. Früher musste ich allerdings noch diverse Hacks einsetzen, um die CMS-Funktionalität in den Vordergrund zu rücken. Mittlerweile bringt WordPress (aktuelle Version 3.2.1) allerdings genügend out-of-the-box mit.

Mein Sorgenkind der letzten Jahre war eher Joomla. Gegenüber anderen CMS wie Typo3 habe ich vor allem daran festgehalten, weil es für Kunden auch ohne großen IT-Kenntnisse relativ leicht zu bedienen ist. Seit der Umstellung auf 1.5 hat Joomla auch viele meiner Kritikpunkte beseitigt. Die aus meiner Sicht beiden größten Beschränkungen (unflexible Kategorie/Bereichs-Struktur, starres Rechtesystem) wurden mit Version 1.6 wohl behoben. Allerdings habe ich diese noch nicht im produktiven Einsatz aufgrund eines anderen Mankos: Die Upgrade-Situation durch den Migrationsaufwand.

Zugegeben: Hier bin ich durch WordPress verwöhnt. Seit hier die Updatefunktion integriert wurde, setze ich es noch stärker ein. Vor allem, da nicht nur WP selbst, sondern auch Plugins easy aktualisiert werden können. Genauso muss ein System heutzutage laufen. Joomla dagegen wurde in der Vergangenheit oft gehackt, nicht wegen des eigentlichen CMS, sondern weil die Komponenten veraltet waren. Allerdings ist ein Hoffnungsschimmer am Horizont: Joomla 1.7 soll mittels One-Click-Update einspielbar sein von der letzten 1.6-Version. Wenn dies wirklich weitestgehend funktionieren sollte und dann auch bei Komponenten funzt, wäre es in der Einsetzbarkeit bei mir wieder stark gestiegen. Wobei WordPress aus SEO-Sicht weiterhin über grandiose Stärken verfügt wie eine saubere, interne Permanent-URL Lösung und die Pingback-Funktion. Für letzteres gibt es zwar externe Joomla-Komponenten, aber nichts, was mich wirklich glücklich macht.

Ihr vermisst andere Systeme wie Drupal oder Typo3? Nun, mit Drupal habe ich keine Erfahrungen, stufe es aber als sehr gute Alternative zu Joomla ein. Typo3 habe ich lange Zeit als „Rolls Royce unter den CMS“ betrachtet, es aber aufgrund der fürchterlichen Usability im Backend nie für Kunden eingesetzt. Dieser Kritikpunkt sollte zwar mal geändert werden, davon ist mir allerdings noch nichts zu Ohren gekommen. Stattdessen höre ich immer öfter schlechten Meinungen (u.a. Performance, Ressourcenverbrauch) über Typo3. Sei es seitens meines Hardcore-Programmierers, der über den Code lästert, oder anderer Insider, deren Kompetenzen ich sehr schätze. Insofern bleibe ich im Interesse der Kunden lieber weiterhin weg von Typo3 und empfehle es auch nicht mehr.

Fazit: WordPress und Joomla werden immer besser. Aktuell setze ich WP nicht mehr nur für kleine, sondern auch gern für mittlere Projekte ein. Joomla nur für größeres oder wenn eine einfache Integration von Zusatzkomponenten (Galerie, Newsletter, Foren, Shop etc.) sinnvoll erscheint. Intern verwenden wir zudem ein Schnellprojektierungstool, mit dem sich hunderte von Webprojekten verwalten lassen, um die Stärken von Content Management Systemen (WordPress) und statischen Seiten optimal zusammen zu bringen. Die closed beta dieses SEO-Tools ist kürzlich gestartet, ich schätze, dass wir es ab September auf den Markt bringen. Zielgruppe für diese Tools sind vor allem SEO-Agenturen, die für sich selbst oder Kunden ein großes Portfolio an Satellitenprojekten aufbauen und verwalten wollen. Der immense Grad an Automatisierung im Workflow maximiert entweder den Output oder minimiert die zu investierende Zeit erheblich 🙂

Auch kurz noch etwas zum Thema Foren- und Galerie-Systemen, da diese oftmals in Kombination mit CMS genutzt werden:

Foren

Ich bin zwar kürzlich aus dem Team von phpBB.de ausgeschieden, aber es ist immer noch meine Forensoftware, was primär an der Open Source Ausrichtung liegt und damit, dass ich dieses System relativ gut kenne. Mit phpBB3 wurde ja auch nach langer Wartezeit endlich ein relativ aktuelles System geschaffen. Ansonsten höre ich natürlich viel Gutes über vBulletin und bin zumindest von außen sehr angetan von den Features dieses Systems. In Kombination mit Joomla habe ich keinen klaren Favoriten, da hier ständig Entwicklungen eingestellt werden, neue Forks alte Systeme weiterführen und derzeit kein Joomla-Bestandskunde ein Forum betreut.

Galerie-Systeme

Da bei mir sowieso nur zwei Stand-Alone Systeme laufen, vertraue ich weiterhin auf Coppermine, wo die Entwicklung in all den Jahren konsequent weiterging. Zumal es sich gut mit phpBB verträgt (auch in den aktuellen Versionen), auch eine Bridge zu Joomla existiert.  In Sachen Joomla gab es allerdings einen klaren Switch hin zu Phoca Gallery. Jan macht hier einfach seit Jahren einen klasse Job.

Kommentare (4) Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Frank,

    ist bei eurem Tool die Wahrscheinlichkeit einen Fingerabdruck zu hinterlassen nicht besonders groß?
    Ansonsten kann ich mich nur anschliessen. Typo3 meiden ich wo es geht, leider haben aber viele Agenturen hier spezielles Know-how und wollen das unbedingt einsetzen. Vielleicht sind Sie aber auch nur froh, wenn der Kunde die Webseite nie alleine pflegen kann…

  2. WordPress nutze ich auch für meine Weblogs, ich finde, die haben hinsichtlich Bedienbarkeit der Admin-GUI wirklich Meilensteine vorgelegt!

  3. Hallo Frank,

    ohne jetzt eine erneutes CMS-Battle in Gang zu setzen muss ich mich an dieser Stelle trotzdem mal einklinken. TYPO3 kann aufgrund seiner enormen Funktionsvielfalt nicht einfach mit Joomla und schon garnicht mit WordPress verglichen werden.

    Das wäre ungefähr so, als würde man einen FIAT Panda gegen einen Ferrari antreten lassen.

    Und um einen Ferrari zu fahren braucht es mehr Sprit, mehr Fahrerfahrung und eben auch eine Fachwerkstatt.

    TYPO3 bietet dir z.B. Workspaces, Workflows, ImageProcessing, Versionierung, Zeitsteuerung, Frontend-Editing, Multidomain-Handling um nur mal an der Oberfläche zu kratzen.

    Es kommt eben auf den Einsatzzweck an.

    Oben genannte Punkte braucht man vielleicht in 1/3 aller Fälle, also eher größere Websites. Aber da braucht man diese auch wirklich – wer möchte seinem Kunden dann zu einem Umstieg auf ein anderes CMS bewegen?

    Und zum Thema Usabilty:

    Ich kann einfach nicht verstehen, was an einer Baumstruktur wie sie jeder User von seinem Rechner kennt – nicht intuitiv bedienbar sein soll ?

    Zudem sollte jeder Admin über die Fähigkeit verfügen, die Ansichten für Redakteure entsprechend herunter zu skalieren, dann klappts auch mit dem Nachbar…

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