Neues EU-Energielabel für Smartphones: Was Verbraucher jetzt wissen sollten

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Mehr Transparenz beim Smartphone-Kauf

Ab dem 20. Juni 2025 wird in der Europäischen Union ein neues Energielabel für Smartphones und Tablets verpflichtend eingeführt. Was bislang vor allem bei Waschmaschinen, Kühlschränken und Fernsehern zum Einsatz kam, soll nun auch für mobile Geräte gelten: eine standardisierte, leicht verständliche Kennzeichnung, die Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihrer Kaufentscheidung unterstützt. Das Ziel: mehr Transparenz, höhere Nachhaltigkeit und eine Verlängerung der Lebensdauer technischer Produkte. Aber was genau steht auf dem neuen Label? Und wie verändert es den Markt für Hersteller und Käufer?

Hintergrund: Warum das Energielabel jetzt auch für Smartphones kommt

Smartphones gehören zu den meistverkauften Elektronikprodukten in Europa – und sie haben eine kurze Lebensdauer. Durchschnittlich werden sie nur 2,5 bis 3,5 Jahre genutzt, bevor sie ausgetauscht oder entsorgt werden. Dies hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Folgen: Die Herstellung eines Smartphones verbraucht seltene Rohstoffe, große Mengen Energie und verursacht hohe CO₂-Emissionen.

Die EU reagiert nun mit einer erweiterten Ökodesign-Verordnung, die den gesamten Lebenszyklus eines Produkts stärker in den Fokus rückt. Das neue Energielabel für Smartphones und Tablets ist Teil dieser Strategie. Es soll nicht nur Auskunft über die Energieeffizienz geben, sondern auch über Reparierbarkeit, Akkulaufzeit, Update-Versorgung und Widerstandsfähigkeit. Verbraucher sollen auf einen Blick erkennen können, wie langlebig und nachhaltig ein Gerät ist – und nicht allein nach Marke oder Leistung entscheiden.

Was zeigt das neue Label konkret?

Das neue Energielabel für Smartphones ist in mehreren Kategorien unterteilt und enthält folgende Informationen:

  • Energieeffizienzklasse: Die Skala reicht von A (beste Effizienz) bis G (schlechteste Effizienz) – analog zu bekannten EU-Labels bei anderen Geräten.
  • Akkuleistung: Angaben zur Akkulaufzeit und zur Akkustabilität nach 800 Ladezyklen. Ein Gerät muss nach dieser Belastung noch mindestens 80 % seiner ursprünglichen Kapazität besitzen.
  • Reparierbarkeitsindex: Eine Bewertung von A (sehr gut reparierbar) bis E (sehr schlecht reparierbar). Hier fließen Faktoren wie Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Aufwand der Reparatur und Preisstabilität ein.
  • Robustheit: Bewertung von Staub- und Wasserschutz gemäß IP-Zertifizierung sowie Sturzresistenz nach Falltests.

Durch diese neue Kennzeichnung wird aus einem reinen Technikprodukt ein „bewertbares“ Konsumgut, das sich in puncto Nachhaltigkeit messen lassen muss. Das Label wird verpflichtend für alle in der EU neu in Verkehr gebrachten Geräte – also auch für importierte Modelle.

Strengere Ökodesign-Vorgaben begleiten das Label

Parallel zum Energielabel treten neue Ökodesign-Anforderungen in Kraft, die sich vor allem auf die Reparierbarkeit, Software-Unterstützung und Ersatzteilverfügbarkeit von Geräten beziehen. Hersteller müssen künftig bestimmte Mindeststandards erfüllen:

  • Akkus: Sie müssen so gestaltet sein, dass sie 800 vollständige Ladezyklen überstehen und dabei noch mindestens 80 % der ursprünglichen Kapazität bieten. Zudem müssen Akkus leichter austauschbar sein – auch für professionelle Reparaturdienste.
  • Ersatzteile: Hersteller sind verpflichtet, zentrale Ersatzteile wie Displays, Ladeanschlüsse, Tasten und Akkus für mindestens sieben Jahre nach Auslaufen eines Modells bereitzuhalten. Diese müssen innerhalb von fünf bis zehn Werktagen geliefert werden können.
  • Software-Support: Sicherheitsupdates müssen für mindestens fünf Jahre, Funktionsupdates für mindestens drei Jahre angeboten werden – gerechnet ab dem letzten Inverkehrbringen des Geräts.
  • Reparaturanleitungen: Professionellen Werkstätten müssen standardisierte und verständliche Anleitungen bereitgestellt werden.

Diese Vorgaben sollen es ermöglichen, dass defekte Geräte nicht sofort ersetzt, sondern häufiger repariert werden – ein zentraler Baustein der Kreislaufwirtschaft.

Der Reparierbarkeitsindex: Mehr als nur ein Zahlenspiel?

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem sogenannten Reparierbarkeitsindex. Dieser gibt in Buchstabenform (A bis E) an, wie leicht ein Gerät repariert werden kann. In die Bewertung fließen folgende Kriterien ein:

  • Wie viele Schritte sind nötig, um zentrale Komponenten auszutauschen?
  • Wie leicht sind Ersatzteile verfügbar – und zu welchem Preis?
  • Wie lange sind Software- und Sicherheitsupdates verfügbar?

Während die grundsätzliche Idee des Index begrüßt wird, gibt es Kritik an der Umsetzung. So bemängelt etwa der Runde Tisch Reparatur, dass der Preis der Ersatzteile bei der Bewertung bislang keine Rolle spielt. Ein Akku, der zwar verfügbar, aber extrem teuer ist, verbessert den Score dennoch – obwohl dies aus Verbrauchersicht unpraktikabel ist. Auch die Frage, ob Laien Zugang zu Ersatzteilen und Anleitungen erhalten sollten, bleibt offen.

Folgen für Verbraucher: Besser informiert, nachhaltiger entscheiden

Das neue Energielabel bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern künftig eine deutlich bessere Entscheidungsgrundlage beim Kauf. Wer bislang hauptsächlich auf Marke, Preis oder Kameraqualität geachtet hat, kann künftig auch Reparaturfähigkeit und Energieeffizienz in die Abwägung einbeziehen.

Das Label ermöglicht eine einfache Vergleichbarkeit zwischen Modellen unterschiedlicher Hersteller. Ein Gerät mit einer Energieeffizienzklasse A und Reparierbarkeitsindex B wird im Zweifel nachhaltiger sein als ein Gerät mit D und E – selbst wenn es in technischen Details überlegen erscheint.

Besonders relevant ist dies für Menschen, die ihr Smartphone möglichst lange nutzen oder weiterverkaufen möchten. Ein gut reparierbares Gerät mit langer Akkulebensdauer und gesicherter Software-Versorgung ist hier klar im Vorteil.

Was ändert sich für Hersteller?

Für Smartphone-Hersteller bedeutet das neue Label zunächst eine große Umstellung. Viele Geräte – insbesondere aus dem Premiumsegment – sind bislang auf Design und Kompaktheit optimiert, nicht auf Reparierbarkeit. Verkleben statt Verschrauben, fest verbaute Akkus und fehlende Ersatzteilverfügbarkeit waren bislang gängige Praxis.

Diese Strategie wird künftig riskanter: Wer die neuen Ökodesign-Anforderungen nicht erfüllt, darf seine Produkte in der EU nicht mehr verkaufen. Hersteller müssen also bereits in der Entwicklungsphase stärker auf Nachhaltigkeit achten. Dies betrifft nicht nur große Anbieter wie Apple oder Samsung, sondern auch kleinere Anbieter und Direktimporteure.

Positiv könnte sich das Label für Unternehmen auswirken, die Nachhaltigkeit bereits heute in den Mittelpunkt stellen – wie etwa Fairphone oder Shiftphone. Sie könnten durch bessere Bewertungen und wachsendes Umweltbewusstsein neue Marktanteile gewinnen.

Ein wichtiger Schritt für nachhaltige Technik

Mit der Einführung des EU-Energielabels für Smartphones betritt die Europäische Union Neuland. Es ist ein ehrgeiziger Versuch, den rasanten Technikzyklus zu entschleunigen und Verbrauchern eine fundierte, nachhaltige Kaufentscheidung zu ermöglichen. Die neuen Kennzeichnungen machen sichtbar, was bislang im Kleingedruckten oder hinter Herstellerangaben verborgen blieb: Wie effizient ist ein Gerät wirklich? Wie gut lässt es sich reparieren? Und wie lange ist es nutzbar?

Zwar bleibt abzuwarten, wie konsequent die neuen Anforderungen in der Praxis umgesetzt werden und ob Verbraucher das Label aktiv in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen. Doch der Schritt ist unübersehbar: Weg von kurzlebigen Konsumgütern – hin zu langlebigen, reparierbaren und nachhaltigen Produkten. Die Digitalisierung des Alltags bekommt damit eine ökologische Dimension, die längst überfällig war.

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