Digitale Nomaden

Digitale Nomaden bzw. IT-Nomaden sind eine logische Konsequenz aus der zunehmenden Vernetzung in Deutschland wie auch der gesamten Welt und der Möglichkeit, Arbeiten komplett digital zu erledigen. An dieser Stelle geben wir Tipps für digitale Nomaden – die meisten technischen Infos stammen aus einer Artikelreihe von 2011, die wir hier zusammengeführt haben. Aktuellere Artikel sind am Ende aufgeführt.

Was sind digitale Nomaden?

“Nomaden sind Menschen, die aus weltanschaulichen, kulturellen oder ökonomischen Gründen ein nicht sesshaftes Leben führen”, sagt das Lexikon. Lange Zeit war das Nomadentum ein Lebensstil, auf den man mit dem Gefühl der Überlegenheit, aber auch mit ein bisschen Neid herabblickte. Denn die Nomaden genossen zwar viele Freiheiten, lebten aber meistens in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen.

Bin ich ein IT-Nomade?

Ganz anders die IT-Nomaden, von denen immer öfter die Rede ist. Sie gehören quasi zur Speerspitze des Fortschritts. Aber wie so oft bei Modebegriffen, weiß eigentlich niemand genau, was damit gemeint ist. Gehöre ich zu den digitalen Nomaden, weil ich mich bei schönem Wetter mit dem Laptop ins Café oder in den Park setze oder sogar mit der S-Bahn zum arbeiten raus aus der Stadt fahre? Sind damit nur die gemeint, die heute in Chemnitz, morgen in Nürnberg und am Tag darauf sogar in Ulan Bator sind? Oder sind digitale Nomaden sogar nur die IT-Hippies, die nicht von Kunde zu Kunde reisen und sich auf das Wochenende mit der Familie im eigenen Haus freuen, sondern aus freien Stücken ziellos von Ort zu Ort reisen.

Egal. Ohnehin haben Teilzeit-Nomaden, Berater und Außendienstler sowie IT-Hippies oft die gleichen Probleme. Wie finde ich ein Notebook, das leicht ist und trotzdem eine hohe Rechenleistung bringt? Welchen Datentarif wähle ich? Da ist es egal, ob ich zum Arbeiten mit der S-Bahn ins Muggendorfer Gebürg fahre oder als IT-Berater zum Kunden nach Amelinghausen in der Lüneburger Heide muss. Der Tarif sollte günstig sein, aber ich will auch in entlegenen Regionen ein Netz haben. Und letztendlich hätte ich auch gerne ein Smartphone, das leistungsstark und trotzdem nicht zu teuer ist.

Notebooks für digitale Nomaden

Leicht und leistungsstark sollte es sein, das Laptop für IT-Nomaden. Wie der Name schon sagt, soll man es ja bequem auf einem Schoß (Lap = engl. Schoß) abstellen können. Das gilt auch, obwohl die Hersteller den Begriff Laptop zunehmend vermeiden. Angeblich aus Angst, der Rechner könnte zu heiß werden und insbesondere bei Männern unangenehme Schäden hervorrufen, worauf hin der Hersteller auf Schadensersatz verklagt werden könnte.

Hauptsache dünn?

Beim Thema leichte Rechner fällt einem natürlich zuerst das Macbook Air ein, das nach eigenen Angaben dünnste Notebook der Welt und dem Namen nach fast so leicht wie Luft. Die Höhe liegt nur zwischen vier und rund 19 Millimetern. Dafür ist der Preis nicht ganz so niedrig. 1.000 Euro muss man im Regelfall für die einfachste Version mindestens auf den Tisch legen. Doch die ist für die meisten IT-Nomaden noch gar nicht ausreichend. Für die bessere Version mit 13-Zoll Bildschirm, 1,86 Gigahertz, 256 Gigabyte Festplatte und zwei Gigabyte Arbeitsspeicher sind schnell mal 1.600 Euro fällig. Außerdem ist das Apple-Betriebssystem Mac OS X nicht jedermanns Sache. Vor allem Grafiker lieben Apple-Rechner meistens, wer jahrelang mit Windows aufgewachsen ist, tut sich mit dem Umstieg dagegen oft schwer.
Das dünnste jemals hergestellte Notebook war das Mac Book Air bei seiner Veröffentlichung übrigens nicht, dieser Titel gebührt dem schon 1997 von Mitsubishi und Hewlett-Packard hergestelltem Pedion. Mittlerweile hat Sony mit dem Vaio X einen noch dünneren Rechner herausgebracht. Er ist gerade mal 14 Millimeter dick, allerdings ähnlich teuer. 1.500 Euro muss man schon mitbringen, um ein neues Gerät zu kaufen. Im Gegensatz zum Konkurrenten mit dem Apfel verwendet es Windows, hat aber sonst eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Die Rechenkapazität ist stark und das Design mindestens genauso schick wie bei dem berühmten Konkurrenten.

Noch dünner ist das Dell Adamo. Es liegt in ähnlichen Preisregionen wie die beiden Konkurrenten, hat aber im Vergleich zum Mac Book Air die bessere Ausstattung. Allerdings ist es mit rund 1,8 Kilogramm auch fast 400 Gramm schwerer.

Aber muss es wirklich so dünn sein? Der Klassiker unter den Notebooks ist immer noch das Thinkpad, das früher von IBM produziert wurde und jetzt von Lenovo hergestellt wird. Die Geräte sind weitaus dicker, aber auch viel billiger als die oben genannten Konkurrenten. Von der Ausstattung her dürften die Rechner den Ansprüchen der meisten IT-Nomaden trotzdem genügen.

Smartphones für digitale Nomaden

Bei mobiler Kommunikation kommt man an Apple kaum vorbei. Was für Notebooks das MacBook Air ist, ist für Mobiltelefone erst recht das iPhone. Nachdem die ersten Geräte nur über T-Mobile erhältlich waren, kann man das aktuelle iPhone 4 auch über O2 und Vodafone erwerben. Doch obwohl das Telefon mit dem Apfel noch immer als das Smartphone schlechthin gilt und als Statussymbol in vielen Kreisen genauso gut taugt wie ein Mercedes oder ein Porsche, hat es jüngst im Vergleich der Stiftung Warentest eine schwere Niederlage hinnehmen müssen.

iPhone nicht das Beste

Die Telefonfunktion sowohl im klassischen Mobilfunknetz (GSM) als auch im UMTS-Netz fanden die Tester nur befriedigend. Sehr gut fanden sie den Musikspieler, was für viele IT-Nomaden aber nur bedingt ein Kriterium sein dürfte. Auch die Handhabung bemängelten die offiziellen Prüfer. Außerdem ist das Telefon mit dem Apfel mit 141 Gramm relativ schwer, allerdings ist es auch vergleichsweise groß, was vor allem aufgrund des größeren Displays ein Vorteil ist.

Am besten schnitt das Nokia X6 ab. Lediglich beim GPS bekam es nur ein befriedigend. Für echte IT-Nomaden, die ziellos herumziehen, kein Problem. Schon eher das im Vergleich zum iPhone wenig ansprechende Design. Der interne Speicher ist mit 16 Gigabyte genauso groß wie beim iPhone 4 und schlägt damit auch andere Konkurrenten wie das HTC Desire deutlich. Letzteres hat vor allem das Problem, das der Akku relativ schwach ist. Ärgerlich, wenn er ausgerechnet in einem wichtigen Gespräch ausfällt. Hier konnte das HTC Wildfire deutlich besser abschneiden, zum surfen ist es allerdings nur eingeschränkt geeignet.
Jüngster Konkurrent für das iPhone ist das Nexus S von Samsung. Das gibt es aber erst ab dem 15. März in Deutschland im Handel.

Datentarife für digitale Nomaden

Eine Flatrate ist für einen echten IT-Nomaden unverzichtbar. Aber für welches Netz? Im Prinzip gibt es aktuell in Deutschland nur vier Mobilfunknetze. Klar, da sind hunderte von Anbietern. Ein eigenes Netz haben aber nur vier, nämlich T-Mobile (D1), Vodafone (D2), E-Plus und O2.

D oder E?

Die beiden D-Netze sind die ältesten. Den Anfang machte in den 1980er Jahren die damalige Deutsche Bundespost, wenig später folgte Mannesmann. Die Vorstellung, das E-Netz sei dem D-Netz aber deutlich überlegen, so wie das D-Netz deutlich leistungsstärker ist als es das C-Netz war, ist jedoch falsch. Zwar hatte das E-Netz am Anfang tatsächlich den Vorteil, dass es mit weniger Sendeleistung auskam. Seit 2006 haben aber auch die E-Netz-Betreiber vormals militärisch genutzte Frequenzbereiche im D-Netz, während die beiden D-Netz-Betreiber Frequenzen im E-Netz erhielten. Eine strenge Unterscheidung zwischen den Netzen gibt es also nicht mehr. Aber da ist ja jetzt auch noch UMTS.

Hauptsache alles dicht

Ein echter IT-Nomade braucht natürlich UMTS. Allerdings sind nicht alle Netze gleich gut ausgebaut. Über das dichteste Netz verfügt aktuell T-Mobile. Vodafone folgt dicht auf den Versen, allerdings bietet T-Mobile nahezu überall einen High Speed Downlink Packet Access (HSDPA) an, mit dem man statt der UMTS-üblichen 384 Kilobit sogar 7,2 Megabit pro Sekunde herunterladen kann. Vodafon tut das nicht. E-Plus und O2 dagegen müssen netztechnisch öfter mal passen. E-Plus bietet zudem kein HSDPA, o2 nur mit den früher üblichen 3,2 Megabit pro Sekunde.
Allerdings muss man deswegen nicht gleich einen Vertrag mit T-Mobile schließen. Eine Reihe von Anbietern wie Surfpink und Simply Data nutzen ebenfalls das T-Mobile-Netz.

Unterhaltung für digitale Nomaden

Computer spielen statt zu arbeiten hat für IT-Nomaden einen großen Nachteil: die meisten sind freiberuflich beschäftigt. Da macht es nur halb so viel Spaß wie heimlich im Büro während der Arbeitszeit. Bezeichnenderweise heißt einer der größten Anbieter von Browserspielen mit mehr als 15.000 Spielen “games for work”. Browserspiele haben einen großen Vorteil. Sie müssen nicht erst mühsam installiert werden. Das ist wichtig fürs heimliche Spielen im Büro, aber auch angenehm für IT Nomaden. Man verliert keine Zeit mit dem Herunterladen und Installieren und stopft die Festplatte nicht mit Programmen voll, die man möglicherweise nie wieder braucht.

Leider hat JobScout24 gerade das Spiel “Kollegenversenken” eingestellt. Denn da konnten IT Nomaden nachspielen, was ihnen sonst entgeht: Streit mit den Mitarbeitern im engen Großraumbüro. Vom Prinzip her ähnelte das Spiel dem altbekannten “Schiffe versenken”, nur dass statt Schiffe Kollegen versenkt und statt mit Granaten mit Pausenbroten und Lochern gefeuert wurde.
Oft handelt es sich bei den kostenlosen Spielen um Flash-Anwendungen, doch immer häufiger werden Browserspiele auch auf html5-Basis programmiert.

Gegen Andere spielen

Etwas mehr Möglichkeiten als diese sogenannten clientseitigen Spiele bieten serverseitige Browserspiele. Während clientseitige Spiele auch funktionieren, wenn man nach dem Laden der Seite offline geht, brauchen ihre serverseitigen Kollegen den stetigen Kontakt zum Netz. Dank Flatrate für die meisten IT-Nomaden kein Problem. Und diese Spielkategorie macht nicht nur komplexere Spiele möglich, sie erlaubt auch das gemeinsame Spielen mit Anderen. In der Praxis ist die Trennung natürlich nicht ganz so eindeutig. Auch viele Flash-Spiele wie das oben genannte “Kollegenversenken” erlauben das Spielen gegen andere Personen.
Die Qualitätsunterschiede zwischen serverseitigen Browserspielen und klassischen Spielen sind kleiner geworden. Aber wer wie ich die 30 schon hinter sich gelassen hat, wird sich trotzdem bei vielen Spielen in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Da ist beispielsweise “Minenkolonie”, ein Fantasyspiel, das den Spieler zwar immer wieder mit kleinen Filmchen und Grafiken unterhält, zum großen Teil aber aus Text besteht. “Du stehst auf dem Vorplatz zur Burg. Zu deiner Rechten ist der kleine Teich…”, das kennen wir noch aus älteren Spielen, in denen man ebenfalls überwiegend lesen musste und eher zur Unterhaltung einzelne Bilder eingestreut waren. Ein großer Unterschied zu damals ist aber, dass man hier gegen andere Spieler antritt, mit ihnen chatten, sich verbünden oder bekämpfen kann.

Nicht nur spielen

Wem nicht nach spielen ist, der kann sich im Netz natürlich auch auf andere Arten vom Arbeiten abbringen lassen. Unnötig, hier bekannte Portale wie youtube zu erwähnen. Allerdings sollte man kurz noch darauf hinweisen, dass die Amerikaner zwar das bekannteste, aber längst nicht das einzige Videoportal im Netz sind. ProSiebenSat1 betreibt mit MyVideo.de ein eigenes Videoportal, das sowohl nutzergenerierte Clips als auch Produktionen der ProSiebenSat1 Mediengruppe enthält. Die RTL Group betreibt als Konkurrenz dazu clipfish.de und Burda das Portal sevenload.com.
Aber wie gesagt, nachdem IT-Nomaden ja meist auf eigene Rechnung arbeiten, macht das Surfen nur halb so viel Spaß wie im Büro auf Kosten des Chefs.