Die Farbtemperatur

Hört der Laie den Begriff Farbtemperatur, werden ihm sicherlich einige Assoziationen durch den Kopf gehen, die allerdings nicht zwangsläufig richtig sein müssen. Denn wenn der Volksmund rotes Licht als wärmer bezeichnet als blaues Licht, ist das zwar farbpsychologisch richtig, physikalisch ist aber genau der entgegensetzte Fall war. Zwar hat die digitale Fotografie es enorm erleichtert, die Farbtemperatur eines Leuchtmittels zu ermitteln und die Einstellungen entsprechend vorzunehmen, eine nähere Auseinandersetzung mit dem Thema Farbtemperatur kann aber trotzdem nicht schaden.

Physikalische Grundlagen der Farbtemperatur

Das Modell, das zur Ermittlung und Bestimmung der Farbtemperatur herangezogen wird, ist ein schwarzer Körper, der zum Glühen gebracht wird. Erhöht sich die Temperatur des Körpers, der hier als Leuchtmittel benutzt wird, ändert sich die Farbe des Lichts, die er abgibt. Entgegen der psychologischen Wahrnehmung ist rotes Licht dabei physikalisch kälter als blaues Licht. In Anlehnung an dieses Modell wird die Farbtemperatur in Kelvin gemessen, einer Maßeinheit, die normalerweise die Temperatur beschreibt.

Anwendung in der Fotografie

In den Zeiten der analogen Fotografie stellte die Farbtemperatur noch eine echte Herausforderung für den Hobbyfotografen dar. Er benötigte ein spezielles Messgerät und musste wissen, auf welche Temperatur sein Film optimiert war. Passten die Werte nicht zusammen, musste er einen Filter benutzen, um das Licht in die richtige Temperatur zu bringen. Nachdem die digitale Technik allerdings auch die Fotografie grundlegend verändert hat, stellt all das kein sonderlich großes Problem mehr dar. Beinahe jede Digitalkamera besitzt ihren eigenen Belichtungsmesser, der spielend die Temperatur der vorhandenen Leuchtmittel ermitteln kann. Mit einem Weißabgleich lässt sich die Kamera darüber hinaus auf jede Temperatur anpassen, die benötigt wird. Auf Wunsch machen die meisten Kameras das sogar vollautomatisch, ohne dass der Fotograf sich damit befassen müsste. Und selbst wenn der Weißabgleich im Eifer des Gefechts vergessen wurde, lassen sich die Fotos mithilfe der digitalen Bildbearbeitung im Nachhinein noch so korrigieren, wie der Fotograf es wünscht. Das ist gerade deshalb praktisch, weil sich mit der Farbtemperatur auch gut spielen lässt und so manches Bild davon profitieren kann, wenn nicht nur darauf Wert gelegt wird, dass das Motiv originalgetreu wiedergegeben wird. Hier darf also auch gerne experimentiert werden, denn durch die Möglichkeit zur digitalen Nachbearbeitung ist damit noch nicht einmal ein Risiko verbunden.

Mögliche Probleme

Das Hauptproblem, das in Verbindung mit der Farbtemperatur auftritt, ist, dass es dem menschlichen Auge nahezu unmöglich ist, ein Leuchtmittel korrekt einzuschätzen. Das Auge, beziehungsweise das Gehirn, des Menschen ist erstaunlich gut darin, selbst einen Weißabgleich durchzuführen. Unabhängig von der tatsächlichen Farbtemperatur neigt der Mensch immer dazu, ein Licht als neutral einzuschätzen, da das Gehirn darauf trainiert ist, ihm diesen Eindruck zu vermitteln. Das hat zur Folge, dass problematische Lichtverhältnisse von unerfahrenen Fotografen nicht immer erkannt werden. Besonders gefährlich wird es in der Regel immer dann, wenn in einer Situation mehrere Lichtquellen zu finden sind, die unterschiedliches Licht erzeugen. Das sogenannte Mischlicht führt dazu, dass verschiedene Bereiche des Motivs eine unterschiedliche Farbtemperatur haben als andere. Der Weißabgleich der Kamera kann aber immer nur für eine ganz bestimmte Farbtemperatur durchgeführt werden. Wer keine verfälschten Bilder haben möchte, wird keine andere Wahl haben, als sich auf eine Lichtquelle zu beschränken oder die anderen mit Filtern zu versehen, um sie auf die gleiche Temperatur zu bringen.